Close Look - Handelszölle - Beweggründe und Konsequenzen


Handelszölle – Beweggründe und Konsequenzen

Nach vielen Jahrzehnten, in denen die Globalisierung des Handels hoch im Kurs stand, scheint Donald Trump während seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident entschlossen zu sein, die bestehende Weltordnung zu stören, und das schnell. Die Ergebnisse einer Untersuchung der durch das Motto „America First“ geprägten Handelspolitik werden Anfang April erwartet. Dann erfolgt auch eine Bewertung des Ziels wechselseitiger Zölle. Die große Frage lautet, warum dies geschiet. Oder vielleicht, warum diese Mal. Wir werfen einen Blick auf die Beweggründe für die jüngsten überstürzten Handelszölle und versuchen, sowohl die beabsichtigten als auch die unbeabsichtigten Konsequenzen zu ermitteln.

Was ist passiert?

Seit der Amtseinführung von Präsident Trump Ende Januar wurden massiv und schnell Zölle auf Importe großer Handelspartner wie Kanada und Mexiko, China und Europa verhängt. Zum Teil wurden sie jedoch ebenso schnell auch wieder verschoben. Auf einige Zölle wie z. B. auf Stahl und Aluminium aus der Europäischen Union (EU) wurde mit Vergeltungszöllen auf Waren in ähnlicher Höhe reagiert. Durch dieses Hin und Her in der Politik sowie die Retourkutschen sind die Finanzmärkte ins Taumeln geraten. Zunehmende Unsicherheiten darüber, was als nächstes passieren könnte, haben zu einer Eskalation der Volatilität geführt, wie an dem starken Anstieg des VIX oder „Angstindex“ abzulesen ist.

Die Beweggründe

Schauen wir uns zunächst die Beweggründe für diese Zölle an. Trump wurde mit dem Versprechen gewählt, „Amerika wieder groß zu machen“. Sein Ziel ist die Reindustrialisierung oder Wiederbelebung der verarbeitenden US-Industrie, die angesichts billiger Importe aus wettbewerbsfähigeren Volkswirtschaften vor sich hinvegetiert. Die Verhängung von Zöllen auf importierte Waren, einschließlich Autos, Aluminium und Stahl, sollte günstigere Bedingungen für einheimische Hersteller dieser Waren schaffen. Sie ist Teil einer Strategie, die als „Reshoring“ bezeichnet wird.

Doch noch ein weiterer Grund könnte für den neuen Präsidenten genauso wichtig sein. Durch Zölle auf importierte Waren steigen die Einnahmen des US-Finanzministeriums. Wie die Grafik zeigt stellten sie in der Vergangenheit eine sehr wichtige Einnahmequelle für den Staat dar und sollen das auch in Zukunft wieder werden. Präsident Trump will Handelszölle anscheinend nutzen, um die Verlängerung seiner Steuersenkungen aus der ersten Amtszeit sowie neue Steuersenkungen für Unternehmen zu finanzieren und gleichzeitig das US-Haushaltsdefizit zu entlasten

US tariff revenue as percent of total government revenue

Source: Peterson Institute, Februar 2025

Die Folgen

Während die beabsichtigte Konsequenz von Trumps politischen Ankündigungen lautet, bestehende Handelsbeziehungen zu destabilisieren und die Staatseinnahmen zu erhöhen, lohnt sich sein Blick auf die unbeabsichtigten Folgen. Durcheinander gebracht vom Wechsel von der Verheißung eines stärkeren Wachstums zur Möglichkeit einer Rezession, sind die US-Aktienmärkte stark gefallen. Gleichzeitig haben Unternehmen ihre Investitionspläne auf Eis gelegt.

Die US-Anleihenmärkte sind gestiegen, was zum Teil auf ihren Status als sicherer Hafen zurückzuführen ist, aber auch auf diese niedrigeren Wachstumserwartungen. Es scheint, als hätten Anleger das Vertrauen in den Fokus ihres Präsidenten auf die Verbesserung der Wirtschaft und die Verteidigung der US-Wirtschaft verloren. Darüber hinaus könnte die Verhängung von Zöllen auf importiertes kanadisches Öl und Gas sogar zu höheren Energiekosten führen, was sich als schädlich für die US-Industrie erweisen würde. Abgesehen davon hat die OECD die Wachstumsprognosen für die meisten G20-Volkswirtschaften angesichts dieses eskalierenden Handelskriegs herabgestuft.

AXA IM Select – Einschätzung

Die Finanzmärkte hassen Unsicherheit und bevorzugen stets eine klare Richtung in der Politik, so ungünstig sie auch erscheinen mag. Solange die US-Handelspolitik sowohl aggressiv als auch wankelmütig bleibt, wird es wahrscheinlich zu Marktvolatilität kommen. Angesichts dieser Unsicherheiten haben wir beschlossen, unsere regionale Aktienallokation zu neutralisieren, bis mehr Klarheit über die Bewertungen, Gewinnkorrekturen und die wirtschaftlichen und politischen Aussichten besteht. Außerdem beurteilen wir Aktien als Anlageklasse nach wie vor neutral, eine Position, die wir seit der Wahl von Donald Trump gehalten haben. Obwohl die Idee der „amerikanischen Ausnahmeerscheinung“ kurzfristig in Frage steht, ist es noch zu früh, um eine endgültige Verschiebung der Marktdynamik festzustellen. Unterdessen könnte die Volatilität erhöht bleiben. Wir werden die Entwicklungen in der Wirtschafts- und Geldpolitik genau im Auge behalten.