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Verantwortliches Investieren – November 2023

8 months ago
Roundel Responsible Spotlight

Factfulness – Bis auf einige Ausnahmen sind die Dinge gar nicht so schlimm, wie es scheint

Der Bestseller ‚Factfulness’ von Hans Rosling aus dem Jahr 2018 versucht, ein Gegengewicht zum Pessimismus über den Zustand der Welt zu schaffen. Er enthält zahlreiche Beispiele dafür, wie sich die globalen Trends weiter verbessern. Der Autor ist der Ansicht, dass die vorherrschende Negativität der Menschen (die Tendenz, das Schlechte mehr zu bemerken als das Gute) einen wesentlichen Beitrag zum Narrativ „die Welt wird schlechter“ leistet.

Im Jahr 1966 lebte die Hälfte der Weltbevölkerung in Armut (unter der Armutsgrenze von 2 USD pro Tag). Bis 2017 war dieser Anteil auf 9 % gesunken und hatte sich in den zwanzig Jahren vor Covid halbiert. Weitere Beispiele für Fortschritte in den letzten Jahrzehnten sind der höhere Anteil von Mädchen in der Grundschulbildung, die größere Überlebensrate von Kindern mit Krebs und der breitere Zugang zu Elektrizität.

Bei Wohlstand und Einkommen bleiben Ungleichheiten bestehen

Die Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen ist ein Bereich, in dem die Fortschritte uneinheitlich sind. Eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, das sich auf die Ungleichheit der Vermögen konzentriert („Vermögensgefälle“), zeigt, wie das Vermögen (definiert als alle Vermögenswerte, die eine Person besitzt) zwischen den Reichsten und den Ärmsten eines Landes verteilt ist. Die Einkommensungleichheit wird in der Regel durch den Gini-Index dargestellt, dessen Skalierung perfekte Gleichheit – d. h. alle haben das gleiche Einkommen (0 oder 0 %) – oder perfekte Ungleichheit (1 oder 100 %) widerspiegelt.

Vor der Pandemie wurden nach Angaben der Weltbank erhebliche Fortschritte bei der Verringerung der weltweiten Ungleichheit erzielt, wobei der weltweite Gini-Wert von 70 im Jahr 1990 auf 62 im Jahr 2019 sank (d. h. die Einkommensgleichheit verbesserte sich). Darin spiegelt sich eine Verringerung der Einkommensungleichheit in vielen ärmeren Ländern wider, die auf deren schnelleres Wirtschaftswachstum von einer niedrigeren Basis aus zurückzuführen ist. Doch parallel zu dieser allgemeinen Verbesserung nahm das bereits hohe Niveau der Einkommens- und Vermögensungleichheit in einigen Industrieländern und großen aufstrebenden Volkswirtschaften zu. Das war in den USA, China, Indien und Russland der Fall. Eine Analyse im 2022 World Inequality Report zeigt, dass sich die Kluft zwischen dem Durchschnittseinkommen der obersten 10 % und der untersten 50 % der Länder in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt hat – vom 8,5-fachen auf das 15-fache. Heute sind die Ungleichheiten innerhalb der Länder noch größer als zwischen einzelnen Ländern.

Was ist der Grund für die Ungleichheit innerhalb der Länder?

Der rasche technologische Wandel verändert die Wirtschaft und die Art und Weise, wie wir arbeiten. Die künftige Nachfrage wird sich wahrscheinlich auf weniger Beschäftigte mit höheren Qualifikationen konzentrieren, da viele Aufgaben wohl hochgradig automatisiert sein werden. Infolgedessen wird der Bedarf an einer breiteren Palette von Arbeitnehmern mit geringen oder mittleren Qualifikationen kleiner sein. Das Verhältnis zwischen der Vergütung des Vorstandsvorsitzenden und der Belegschaft der größten börsennotierten US-Unternehmen betrug im Jahr 2021 knapp das 400-fache, während es im Jahr 1965 nur beim 20-fachen lag. Diese Vermögensaufteilung hat dazu geführt, dass Mitte 2023 69 % des gesamten Vermögens in den USA auf die obersten 10 % der Einkommensbezieher entfielen, während die untersten 50 % der Einkommensbezieher nur 2,5 % erhielten.

Durch die Pandemie hat sich die Kluft vergrößert

Globale Ungleichheiten zählen zu den vielen Dingen, die durch die Pandemie verschärft wurden. Der Bloomberg Billionaires Index verzeichnete 131 Milliardäre, deren Nettovermögen sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt hat. Gleichzeitig stieg die von der Weltbank ermittelte globale Armutsquote (definiert als Menschen, die weniger als 1,90 USD pro Tag verdienen) im Jahr 2021 im Vergleich zu ihrem Niveau vor der Pandemie. Wie kam es dazu?

Während der Pandemie stellten die Zentralbanken Kapital zur Verfügung, während die Regierungen Steuererleichterungen und finanzielle Anreize einführten, wie sie es auch während der globalen Finanzkrise 2008/9 getan hatten. Ein Teil dieses Kapitals fand seinen Weg auf die Finanzmärkte, wo es die Preise von Vermögenswerten in die Höhe trieb und das Vermögen der Reichen vergrößerte, obwohl es nicht mit vergleichbaren Produktivitätssteigerungen einherging. Gleichzeitig waren viele Niedriglohnempfänger, insbesondere Frauen, von den Lockdowns betroffen. Im Vereinigten Königreich war bei den untersten 10 % der Einkommensbezieher die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Sektoren arbeiteten, die von der Pandemie betroffen waren (Gastgewerbe, Verkehr) siebenmal höher als bei den oberen 10 %. Auf dem Tiefpunkt der Pandemie im Jahr 2020 wurden in Mexiko 40 % der Arbeitnehmer entlassen bzw. ihre Verträge wurden nicht verlängert, während es in Japan und Korea nur 8-9 % waren. 

Roundel 1

Unser Standpunkt 

Die Zunahme der künstlichen Intelligenz und der damit verbundenen Technologie/Automatisierung wird wahrscheinlich die Ungleichheit zwischen den Ländern verstärken. Diese Technologien können zwar zu höherer Produktivität und größerem Wohlstand führen, sie könnten aber auch die Nachfrage nach einer Reihe von Tätigkeiten schwächen, und zwar nicht nur nach solchen, die traditionell als manuell oder schlecht bezahlt gelten: Anspruchsvollere Positionen in den Bereichen Technologie, Medien, Recht und Finanzen könnten sich ebenfalls als anfällig erweisen.

Die Automatisierung kann auch die Ungleichheit zwischen den Ländern verschärfen, was sich auf die Schwellenländer auswirkt. Dort bilden relativ niedrige Löhne und gering qualifizierte Arbeitskräfte die Grundlage für die Wirtschaftswachstumsmodelle, so dass die Länder möglicherweise neue Quellen für Wettbewerbsvorteile benötigen werden. Ganz allgemein hat die Globalisierung gezeigt, dass Schocks wie die Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine weitreichende Auswirkungen haben, die die Schwächsten treffen.

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