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Article | 30 May 2024 | Deutsch
Seamus Lyons, CFA
Senior Investment Manager, AXA IM Select
Im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl ist Nervosität an den Märkten zu erwarten. Die Anleger betrachten die USA jedoch schon lange als zu groß, um sie zu ignorieren. Die Gründe dafür sind leicht verständlich: Das Land ist mit einigem Abstand die größte Volkswirtschaft der Welt – und zwar bereits seit dem späten 19. Jahrhundert. Das macht seine Volkswirtschaft auch zur mächtigsten und damit einflussreichsten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA wird auf fast 28 Billionen US-Dollar geschätzt. Zum Vergleich: Das BIP der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, China, ist mit 18,6 Billionen Dollar um mehr als ein Drittel geringer. Darüber hinaus ist der US-Dollar die weltweit am meisten verwendete Währung, so dass jede Anpassung der US-Geldpolitik durch die Federal Reserve erhebliche Auswirkungen auf das internationale Finanzumfeld haben wird.
Der Anteil der USA am weltweiten Aktienmarkt beträgt etwa 60 %. Die US-Aktienmärkte werden mit über 50 Billionen Dollar bewertet. Die meisten der 10 größten Unternehmen der Welt haben ihren Sitz in den USA, darunter Tech-Giganten wie Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta Platforms (Facebook), Microsoft und Nvidia. Jedes dieser Unternehmen wird mit mehr als 1 Billion Dollar bewertet. In den USA sind auch einige der weltweit führenden Unternehmen aus einer Reihe von Wirtschaftszweigen ansässig, von Unternehmensdienstleistungen über das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft bis hin zum Gesundheitswesen, dem Immobiliensektor und Finanzdienstleistungen. Die Technologie war allerdings in jüngster Zeit eine wichtige Triebkraft für die Aktienmarktrenditen. Da sowohl die US-Aktien- als auch die Rentenmärkte eine gute Entwicklung verzeichnen konnten, sind die Bewertungen weiter gestiegen.
Die US-Finanzmärkte sind nicht billig – weder bei Aktien noch bei Anleihen. Das bedeutet, dass es Risiken für die aktuellen Bewertungen gibt, die man berücksichtigen muss. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien – das den Aktienkurs eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Gewinn pro Aktie misst – hat ein Zweijahreshoch erreicht. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Performance von einer starken Wirtschaft, gesunden Bilanzen und der Rentabilität der Unternehmen getragen wird. Es wird erwartet, dass die Gewinne im Jahr 2024 erneut steigen werden, und die jüngsten Einkaufsmanagerindizes deuten darauf hin, dass das BIP-Wachstum in den USA weiterhin über den Erwartungen liegen könnte. Außerdem dürften die Zinsen in diesem Jahr irgendwann sinken, was sich positiv auf Aktien und Anleihen auswirken sollte. In der Zwischenzeit könnte jeder Marktrückgang zu einer „Buy-on-dips“-Reaktion führen.
Natürlich bewegen sich die USA, wie jeder andere Markt auch, nicht geradlinig – die Entwicklung kann und wird sowohl nach unten als auch nach oben gehen. Neben niedrigeren Zinssätzen und einem ausgewogeneren globalen Wachstum zählen Automatisierung, Digitalisierung und die grüne Transformation zu den langfristigen Triebkräften der Aktienmarktentwicklung. Es muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass neben dem Technologiesektor auch die Sektoren Industrie- und Finanzwerte im bisherigen Jahresverlauf robuste Gesamterträge erzielt haben.
Es wäre unklug zu glauben, dass die starke Performance der US-Märkte der letzten Jahre ungebrochen anhalten wird. Es dürfte kaum jemanden überraschen, wenn der US-Aktienmarkt eine Anpassungsphase durchläuft, zumal ein Großteil der jüngsten Rally auf den Technologiesektor zurückzuführen ist. Langfristig jedoch sollte der US-Markt angesichts der Vielfalt der Sektoren und der Innovationskraft des Angebots unserer Meinung nach ein Kernbestandteil der Portfolios der Anleger bleiben. Diese langfristige Anziehungskraft dürfte nicht einmal durch die Wahlen gegen Ende dieses Jahres geschmälert werden. Wir möchten nicht die möglichen unterschiedlichen politischen Szenarien herunterspielen, die davon abhängen, wer im November gewinnt. Sicher ist jedoch, dass sich die Unternehmen in einer guten Verfassung befinden und die US-Wirtschaft im Vorfeld der Wahlen gut positioniert ist.