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Article | 22 May 2023 | Deutsch
Seamus Lyons, CFA,
Senior Investment Manager
Globale Vorherrschaft
Der US-Dollar ist die globale Reservewährung und dominiert das internationale Zahlungsverkehrssystem seit den letzten 80 Jahren. Da die USA mit einem Anteil von 25 % am globalen BIP im Jahr 2022 die größte Volkswirtschaft der Welt sind, ist es wohl nicht verwunderlich, dass die Landeswährung diese Position innehat. 58 % der weltweiten Zentralbankreserven lauten auf US-Dollar. Die Währung dominiert auch die weltweiten Devisen- und Anleihemärkte, was zu einem Tugendkreis für die Nachfrage nach dem Dollar führt.
Dennoch haben sich in den letzten Jahrzehnten Trends herausgebildet, die die Vormachtstellung des Dollars letztlich in Frage stellen könnten. Mit der Gründung der Europäischen Union wurde ein bedeutender Handelsblock geschaffen, auf den im vergangenen Jahr über 16 % des weltweiten BIP entfielen. Der Aufstieg Chinas zu einer wirtschaftlichen Supermacht, die inzwischen 18 % des weltweiten BIP erwirtschaftet, könnte ebenfalls eine große Herausforderung darstellen.
Die russische Invasion der Ukraine und die darauf folgenden Handelssanktionen haben das globale Handelssystem erschüttert. China und Indien, beides große Importeure, haben weiterhin Öl und andere Rohstoffe mit Russland gehandelt, ohne dass diese Transaktionen in Dollar bepreist werden mussten. Unabhängig davon hat China kürzlich Gespräche mit Saudi-Arabien über die Abrechnung von Ölgeschäften in Renminbi geführt.
Und die Bedrohung durch den Streit um die Schuldenobergrenze der US-Regierung in den letzten Wochen, der einen Zahlungsausfall zur Folge haben könnte, könnte ebenfalls den Status des Dollars als sichere Währung beeinträchtigen. Wahrscheinlich würde ein solcher Zahlungsausfall den Übergang zur Entdollarisierung beschleunigen.
Der Euro, der Yen und der Renminbi liegen in der Rangliste der Reservewährungen unmittelbar hinter dem Dollar. Der Euro ist mit 20 % der nächste Anwärter, während der Anteil des Yen und des Renminbi jeweils im einstelligen Bereich bleibt. Warum bestehen diese Ungleichheiten fort? Dafür könnten die Kapitalmärkte einen Anhaltspunkt liefern. Die Märkte in den USA und Europa sind besonders zugänglich und gut reguliert, ohne Kapitalverkehrskontrollen, was sie für internationale Anleger sehr interessant macht.
Bei China handelt es sich um den größten Exporteur der Welt – das macht das Land zu einem wichtigen Akteur im internationalen Handel. So wurde kürzlich berichtet, dass sich der Anteil des Renminbi am Handelsfinanzierungsmarkt auf 4,5 % verdoppelt hat. Die chinesische Währung liegt damit knapp hinter dem Euro. Auf den Dollar entfallen inzwischen rund 80 % der weltweiten Handelsfinanzierung und die Hälfte aller Handelsrechnungen. Allerdings hat China inzwischen einen Anteil von 15 % am weltweiten Warenhandel erreicht, und es ist zu erwarten, dass die Position des Renminbi stetig zunehmen wird.
Unser Standpunkt
Trotz der jüngsten Verschiebungen im Welthandel dürfte der Dollar weiterhin durch seine enorme Liquidität und die Offenheit des US-Handelssystems gestützt werden. Dies deutet darauf hin, dass die Dominanz des Dollars im Welthandel und bei den Währungsreserven auch auf mittlere Sicht anhalten dürfte.
Wir sollten jedoch niemals nie sagen, zumal vor weniger als einem Jahrhundert das Pfund Sterling diese Position innehatte. Das Vertrauen in die US-Währung könnte durch innenpolitische Vorfälle wie die Regionalbankenkrise und die Verhandlungen über die Schuldenobergrenze beeinträchtigt werden. Größere Bedrohungen sind schwer vorherzusagen, auch wenn eine breitere Akzeptanz der digitalen Währung eines Tages eine Rolle spielen könnte.
Bei Architas neigen wir nicht dazu, in unseren Portfolios große aktive Positionen in Fremdwährungen zu halten, da wir keine Renditeeinbußen durch Währungsschwankungen hinnehmen wollen. Obwohl aktive Devisen einen geringen Diversifizierungseffekt bieten können, achten wir auf ein über andere wichtige Anlageklassen diversifiziertes Portfolio, um durch volatile Märkte zu navigieren.